Der Fussballfan
Geschichte in 2 Akten
 
 
Was gibt es nicht alles für Fussballfans. Es gibt verschiedene "Arten" von denjenigen. Hier hat sich einer die Mühe gemacht und hat die verschiedensten Fantypen aufgelistet. Unterteilt sind diese in "Heimfans" und "Auswärtsfans".
 
 
Danken möchten wir Eugen Weber, der uns diese Zusammenfassung freundlicherweise zur Veröffentlichung freigegeben hat. Es ist sein geistiges Eigentum { © / :-) }, oder wie man so schön sagt. Die FCBasel-Mailingliste ist auch schon in den Genuss dieser einzigartigen Geschichte gekommen.
 
 

 
Der Heimfan
 
Der Hardcore-Fan:

Ist meist schon Stunden vorher da, steht prinzipiell in der Muttenzer Kurve, hasst nichts mehr als vom Blick Beppi genannt zu werden. Trägt nur rot und blau und würde perfekt in die Cola-Werbung passen.



Der Wannabee-Hardcore-Fan:

Hat auch einen FCB Schal und steht in der Muttenzer-Kurve. Allerdings ein wenig Abseits und die schlimmen Schlachtgesänge ("Es kommt die Zeit, in der die Brücke wieder brennt", "Ihr seid Bauern..." usw.) singt er nicht mit. Hüpft aber brav jedes Mal (er ist ja Basler) und erzählt am Montag wie geil es am Samstag in der M.K. wieder gewesen ist.



Der treue, ruhige Fan:

Kommt regelmässig, bei Regen oft auf der Tribüne zu finden. Ist ein eher passiver Zuschauer. Ausser ein paar "Hopp FCB" und ein "Goooool" ist nicht viel zu hören. Vermutlich die Mehrheit.



Der "ich spiele selbst Fussball"-Fan:

Kommt meist in den Farben seines eigenen Clubs (am besten mit Sporttasche) um zu zeigen, dass er auch "dazu" gehört. Ruft gerne ein "Hi, Marco" aufs Feld um zu zeigen, dass er jemanden kennt, der jemanden kennt, der schon mal persönlich mit Marco Tschopp geredet hat.



Der "früher war alles besser" Typ:

Meistens älter und auf der Tribüne zu finden. Wenn's nach 5 Minuten noch 0:0 steht ist das Spiel scheiss und spielen können die sowieso nicht. Bei einem 0:1 wird dann für den Gegner geklatscht und immer wieder laut betont dass die einfach nicht fussballspielen können. Z.T. sogar mit "das geschieht denen recht". Dicht gefolgt von Storys über die letzte Meistersaison und dass der Karli halt viel besser war. Evtl. wird auch Seppe Hügi erwähnt. Verstummt sehr schnell wenn's plötzlich 2:1 steht.



Der "die spielen nur Mischt" Typ:

Dicht verwandt mit dem "früher war alles besser" Typ. Nur analysiert er jede Spielszene und erklärt, warum der FCB nicht spielen kann. Einige Bsp: "Die Flanken kommen zu hoch oder zu tief, die Räume sind zu eng oder zu weit, zu viele oder zu wenige Stationen usw". Würde vermutlich im Alleingang gewinnen, wenn ihn der Trainer nur endlich aufstellen würde (der Trainer ist übrigens auch Scheisse). Was ein gutes Spiel ist, ist übrigens relativ, einfach immer das Gegenteil vom gezeigten (bei einem 4-4-2 ein 3-6-1 oder umgekehrt). Oft auch als APD-Syndrom bekannt ("Aus Prinzip Dagegen").



Der "Hobby-Fan":

kommt nur wenn's grad Mode ist ("me goht zum Match"). Erzählen dann wie sie sich noch gut an ein anderes Spiel erinnern können (z.Bsp. die 42000 gegen Zürich). Hat wenig bis kein Spielverständnis. Ist aber zum Glück von der Atmosphäre so gefangen, dass er nicht gross rumschnurrt. Tritt nur selten im Stadion auf (in der Schützenmatte vermutlich gar nicht) und freut sich beim ansagen der Zuschauerzahl, dass er dabei ist (meist mit dem Spruch: "15000? Zum Glück bin ich da, sonst wären's nur 14999 hahahaha").



Der Null-Ahnung-Habender:

Meist Ehefrauen/Freundinnen die mitgeschleppt werden oder Leute die statt zu den Swiss Indoors fälschlicherweise ins Stadion kamen. Kapieren gar nichts vom Spiel und fragen peinliche Sachen (vor allem Abseits) :-) Sind aber meist harmlos und still. ACHTUNG: einige Spezies von "Null-Ahnung-Habenden" komen auch unter den anderen Typen vor (vor allem bei "Der "früher war alles besser" Typ" und "Der "die spielen nur Mischt" Typ"). Aber im Gegensatz zu den echten NAH's glauben diese, eine Ahnung zu haben.



Der Profi:

Hat wirklich Ahnung, proletet aber nicht gross rum. Evtl. einige Kommentare, die wirklich Sinn machen. Direkt zum reden animiert bringt er fachlich gute Hinweise und kann das Spiel interessanter
machen. Leider sehr selten (unter Artenschutz).




Der vorbereitete:

Hat alles dabei, was es braucht. Schirmmütze (ein Schirm würde die Sicht verdecken), Schal, Sitzkissen für die Stehplätze, Sandwich, Thermoskanne mit Eis-Tee oder Tee-Rum (je nach Witterung), Matchprogramm (die Seite mit dem Totomat aufgeschlagen) und die Tabellensituation im Kopf. Harmlos.



Der Bequeme:

kommt nur bei schönem Wetter und sitzt prinzipiell (auch auf den Stehplätzen). Springen vor ihm ein paar Leute auf (bei unwichtigen Szenen vor dem Tor oder Penalties), dann ruft er laut "Absitze!". Geht meist früher um nicht in das Gedränge zu kommen.



Der Peinliche:

kann z.T. alkoholisiert sein, muss aber nicht. Ruft dauernd falsches Zeug (z.b. Der XXX kann einfach nicht spielen, wenn der gar nicht spielt). Fällt auch mit Sprüchen unter der Gürtellinie auf (auch in der Nähe von Kindern).



Die Falsch-am-Platz seienden:

Kommen nicht wegen dem Sehen, sondern wegen dem gesehen werden. Z.Bsp junge Mädchen die dann während des Spiels 10 mal ums Feld rumlaufen, oder aufgedonnerte Ehegattinnen. Haben keine Ahnung von Fussball, reden aber nicht drein. Sind einfach froh gesehen zu werden.


 
Der Auswärtsfan
 
Der Erstmalige-Ausswaerts-Seiende (Homo Primus Auswaertsus)

Der E-A-S geht sehr selten zu Ausswaerts-Spielen und betritt das fremde Stadion zum erstenmal. Er zeichnet sich hauptsaechlich dadurch aus, dass er alle Preise vergleicht ("Bei uns im Stadion ist der Hot-Dog teurer!"), das Stadion kritisiert ("Unsere Anzeigentafel ist groesser") und sonstige intelligente Kommentare von sich gibt ("Bei uns kommen schon zum Training mehr Zuschauer"). Gebannt von den "fremden" Gebraeuchen (Pausen-Werbung in anderem Dialekt, fremde Fan-Gesaenge etc.) nimmt er vom Spiel kaum etwas wahr. Am naechsten Tag erzaehlt er aber allen, was fuer ein toller Fan er doch sei, dass er sogar zu Auswaertsspielen geht.



Der Routinierte-Ausswaerts-Seiende (Homo Fremdus Oftus)

Der R-A-S kennt die Stadien der Schweiz wie seine Westentasche. Er weiss genau, bei welchem Eingang er rein muss, wo "sein" Fan-Corner ist und wann die Sonne wo blendet. Er spricht die Stadion-Sicherheitskraefte mit Vornamen an und kann sich danach voll auf das Spiel konzentrieren. Die fremden Fans sind fuer ihn ein notwendiges Uebel, dem man am besten mit Schlachtrufen begegnet. Ausser der Laerm-Belaestigung harmlos.



Der Randale-Macher (Homos Primitivus)

Der R-M geht nur zum Spiel um Randale zu machen, Schlaegereien anzuzetteln und Dinge zu zerstoeren. Fussball interessiert ihn sogut wie nicht und die Spieler wuerde er nicht mal im Trikot erkennen. Braucht die Menge um sich zu verstecken (Hinweis: einige Forscher glauben, dass er durch das Fehlen jeglicher Hirnzellen auf fremde Hirnstroeme angewiesen ist. Trennt man ihn davon (Stadionverbot) stirbt er. Diese Theorie ist aber noch nicht bestaetigt). Trifft man ihn alleine an ist er meist schuechtern und feige. Zum Glueck in unserem Land sehr selten, doch leider genuegen eine Handvoll um ein Spiel ins Negative zu ruecken.



Der Organisierte (Homo Cleverus)

Der Organisierte plant seinen Auswaerts-Besuch seit Wochen. Er geht mit dem Car des Fan-Clubs wo er immer am gleichen Ort sitzt. Er hat alles dabei, was er braucht: Getraenke in Tetra-Pack, Fahnen, Schals, Regenschutz, Sandwiches, Spickzettel fuer Fan-Gesaenge, Muenz fuer Nottelefone etc. Nichts kann ihn erschuettern und schon die Fahrt ist fuer ihn ein Event. Meist auch gleichzeitig Mitglied der Gattung R-A-S. Gehört bei den Heimspielen zur Spezies "Vorbereitete".



Der Organisierte, Unterart Auto (Homo Cleverus Wagenus)

Der Organisierte (UA) plant ebenfalls lange vorher. Im Unterschied zum "normalen" Organisierten, geht er aber mit seinem Auto (eigentlich muesste man sagen: "... faehrt er mit seinem Auto" :-)). Er kennt die besten Parkplaetze um die Stadien, kennt die Schleichwege zum Stadion und auch wieder weg. Sein Auto ist "dekoriert" mit Schals und Fahnen, so dass man ihn bereits auf der Autobahn erkennt.



Der Spontane (Homo Spontanus)

Der Spontane plant seinen Auswaerts-Besuch nicht. Meistens wird man zum Sponti durch folgenden Dialog: "Was machen wir heute abend?", "Keine Ahnung!", "Der FCB spielt glaub ich in ...", "Cool! Wollen wir hinfahren?", "Ok, machen wir nichts duemmeres". Der Spontane nervt sich meistens ab vollen Autobahnen und Parkplaetzen und ist generell eher zu spaet dran. Oft verpasst er sogar einen Teil des Spiels. Bei der Rueckfahrt nervt er sich, dass er zuhinterst auf dem Parkplatz steht und deshalb als letzter wegfahren kann. Die Verkehrsorganisation um's Stadion ist eh Mist ("Bei uns ist alles besser organisiert") und er schwoert sich, nie mehr an ein Auswaertsspiel zu fahren. 2 Wochen spaeter jedoch hat er folgenden Dialog: "Was machen wir heute abend?", "Keine Ahnung" ....


Der Getarnte (Homo Feigus)

Der Getarnte verkleidet sich zur Sicherheit als Fan der gegnerischen Mannschaft. Er steht nahe dem Fan-Corner der Heim-Mannschaft und schwenkt zum Schutz von Zeit zu Zeit ein (frisch gekauftes) Faehnchen. Bei Toren des Gegners wird geklatscht und die eigenen Tore werden still und heimlich bejubelt. Nach dem Spiel freut (oder aergert) er sich mit der Heim-Mannschaft bevor er zuhause in Sicherheit seine wahren Gefuehle loswerden kann.



Der Vermittler (Homo Consensus)

Der Vermittler sitzt meistens im gemischten Sektor auf der Tribuene. Dort sucht er das Gespraech mit anwesenden Besuchern der Heim-Mannschaft ("Wie heisst den Euer Spieler mit der Nummer 6?"). Danach entwickelt er ein freundliches Gespraech mit viel Lob ("Tolles Stadion", "Gute Atmosphaere", "Schoener Spielzug") und gibt durchaus auch "Eigen-Team" feindliche Bemerkungen ("Ob das wirlich Abseits war...?"). In der Pause und nach dem Spiel diskutiert man fair ueber das Spiel und probiert allgemein einen guten Eindruck zu hinterlassen. Am Schluss verabschiedet man sich mit dem ulkigen Spruch "Bis zur Rueckrunde....".



Der Schummler (Homo Schummelus)

Der Schummler scheut den Aufwand, an ein Auswaerts-Spiel zu fahren. Doch dank Sat.1 sieht er haeufig Auswaerts-Spiele. Danach erzaehlt er freudig vom "Auswaerts-Spiel" und der tollen Stimmung. Fehlende Informationen werden einfach dazu erfunden. Sehr selten.



Der Verirrte (Homo Amus Falschus Platzus)

Der Verirrte wird meist zufaellig zum Verirrten. Er kommt als normaler Fan, aber ohne Fan-Abzeichen. Wird deshalb an der Kasse nicht als "Gegner" erkannt und bekommt Billette fuer den falschen Sektor. Findet sich ploetzlich inmitten von groehlenden Fans, die alle ganz andere Farben anhaben als erwartet. Einige "Verirrte" verlassen den Sektor und versuchen Zuflucht in anderen zu bekommen (z.T. durch Kaufen neuer Billette), andere stehen still da und lassen alles ueber sich ergehen (waehrend sie versuchen ja nicht als "Gegner" erkannt zu werden).



Der Nicht-Anwesend-Seiender (Homo Invisibilitus)

Der groesste Teil. Ein Fan, der gar nicht da ist. Also die Differenz zwischen den Fans an einem Heimspiel und den Fans am Auswaertsspiel. Beim FCB ist die Menge relativ gering, bei anderen Clubs etwas groesser.



Der Geniesser (Homo Zufriedus)

Der Geniesser sitzt immer auf der Tribuene. Eigentlich geht er nur zu Auswaerts-Spielen, weil der Eintritt dort billiger ist, und er fuer den Preis eines "Basler Stehplatzes" auf die Tribuene kann. Waehrend des Spiels zeigt er ein zufriedenes Laecheln. Insider wissen, was er denkt, naemlich "Geil, auf der Schuetze wuerde dieser Platz 62.00 Fr. kosten". Durch die erfolgreiche Aktion von "Faire Preise" vom Aussterben bedroht.
 
© 1999 Eugen Weber und Basiliensis